Sonntag, Dezember 22, 2024
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Von Sao Paulo bis Kap Hoorn - Tango zwischen Eis und Palmen

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Im Folgenden wird chronologisch der Ablauf unserer Rundreise durch Südamerika beschrieben. Wir besuchten die Länder Argentinien, Chile, Paraguay und Brasilien. Einige ausgewählte Urlaubsbilder sind in der Diashow zu sehen. Die gesamte Kollektion an Fotos von unserem Südamerika-Urlaub ist in der Foto-Galerie abgelegt. Darüber hinaus gibt es auch ein Video, das über die Videoliste abgerufen werden kann. Allerdings ist dieses Video nur für registrierte Benutzer zugänglich.

Südamerika 2011
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Südamerika 2011Rundreise
001/169 

 

Donnerstag, den 08.09.

Diesmal streiken weder die Lokführer noch die Fluglotsen oder die Piloten. Auch jegliches anderes Personal scheint im Dienst zu sein. Wir brauchen also keinen Tag eher nach Frankfurt am Main zu reisen um sicher zu sein, dass wir unseren Flug nicht wegen Streiks verpassen. Wir fliegen nachmittags pünktlich nach Sao Paulo ab. Von dort geht es weiter nach Buenos Aires. Die gesamte Anreise von Burg bis in die Hauptstadt Argentiniens hat ungefähr 28 Stunden gedauert. Davon betrug die Flugzeit gut 16 Stunden.

Freitag, den 09.09.

Vormittags verlassen wir den Flughafen von Buenos Aires und werden von unserem Reiseleiter in Empfang genommen. Unsere Reisegruppe besteht nur aus vier Personen. Das macht den Trip für uns sehr exklusiv, da persönliche Vorstellungen und Wünsche berücksichtigt werden können.

Direkt nach unserer Ankunft geht es samt Gepäck auf eine Rundfahrt durch Buenos Aires. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass die Stadt des Tangos in Teilen den Flair der dreißiger Jahre verströmt - sehr interessant. Zuerst halten wir am riesigen exklusiven Friedhof der Stadt und besichtigen, neben vielen anderen teuren Gräbern, das Grab von Evita Perón. Die Grabstätten sind hier kleine Paläste und kosten zum Teil Millionen von Dollar. Dafür liegen dann unter Umständen ganze Familiengenerationen in einem Grab.

Unsere Weiterfahrt führt uns bis in das Hafen- und Künstlerviertel La Boca, insbesondere in die Künstlerstraße Caminito. Hier ist überall Tangomusik zu hören, teilweise wird danach auch auf offener Straße getanzt. Es ist für uns eine sehr ungewohnte aber angenehme Welt, in die wir hier eintauchen. Der Tag geht zu Ende und wir fallen in unsere Betten. Sämtliche Hotels auf dieser Reise sind, wie bis jetzt immer auf unseren Reisen, erstklassig. Besonders luxuriös ist unser Hotel in Rio de Janeiro, aber dazu gibt es später mehr.

Sonnabend, den 10.09.

Nach dem Frühstück geht es mit dem Kleinbus zur etwa 80 km entfernten Estancia Santa Susana. Hier zeigen die Gauchos ihr Temperament beim Tanzen aber auch ihre Geschicklichkeit zu Pferde. Auch wir haben Gelegenheit einen kleinen Ausritt zu machen. Es ist wunderschön auf dem Rücken eines Pferdes Argentinien zu erkunden. Es gibt auf der Estancia ein typisches Mittagessen, nämlich Asado. Das Fleich - Rind, Schaf, Geflügel und Schwein - wird hier auf einem Grill zubereitet, dessen Größe alles übertrifft, was ich bisher gesehen habe. Er ist etliche Meter lang.

Am späten Nachmittag erkunden wir die Umgebung unseres Hotels in Bueno Aires zu Fuß. Abends gehen wir in die Tanguería El Querandi. Dort bekommen wir eine Tangoshow vom Feinsten zu sehen. Eine Tangoshow in der Stadt des Tangos muss man gesehen haben. Na ja, es streiten sich noch Uruguay und Argentinien wo nun der Tango erfunden wurde.

Sonntag, den 11.09.

Heute fliegen wir 3070 km bis ans Ende der Welt; nach Ushuaia. Aber wir haben erhebliche Startschwierigkeiten. Während unser Reiseleiter über die Vorzüge des elektronischen Flugickets ins Schwärmen gerät, erkläre ich ihm, dass mir ein Papiestück als Buchungsnachweis lieber wäre. Dummerweise sollte sich meine Vorahnung bestätigen. Nachdem wir am Abfertigungsschalter an der Reihe sind, wird unser Pass mehrmals durch das Lesegerät gezogen, aber ein eTicket taucht nicht auf und der Kauf ist auch nicht nachweisbar. Wir dürfen wegtreten! Nach halbstündigen Telefonaten unseres Reiseleiters gibt auch er auf. Angeblich wurde der Flug von der deutschen Reiseagentur storniert. Ich traue deutschen Unternehmen ja einiges zu; aber so eine Stornierung nicht. Es ist Sonntag und damit natürlich niemand telefonisch zu erreichen.

Unser Unmut und Zetern hilft nichts, wir müssen ein (Papier-)Ticket kaufen. Ich war einen Augenblick davor den Kauf per Kreditkarte zu beginnen, als ich an einem anderen Schalter, mit dem wir noch nichts zu tun hatten, den Namen meiner Frau in spanischem Akzent vernehme. Jetzt ist es vorbei uns eine Stornierung einzureden, und nach weiteren zehn Minuten Diskussion in englisch und spanisch (das keiner von uns beherrscht), haben wir endlich unsere Flugtickets. Uns fällt ein Stein vom Herzen und wir fliegen endlich ab. Dabei hatte ich jegliche Hoffnung fahren lassen, dass wir unser Flugzeug noch erreichen, denn neben dem Ticketproblem sind wir auch schon zu spät am Flughafen angekommen, da die Hauptverkehrsstraßen in Buenos Aires wegen eines Radrennens gesperrt waren.

Wir landen in Ushuaia auf dem kleinen Flughafen, der auf einer Halbinsel liegt. Die kurze Landebahn nimmt die ganze Länge der Insel ein. Durchstarten..., na ja nicht nachdenken. Jetzt machen wir einen Spaziergang auf 54°52" südlicher Breite und 68°23" westlicher Länge. Die Antarktis scheint nah, hier liegt sogar Schnee und es ist sehr windig. Trotzdem sind wir weiter vom Südpol entfernt als etwa Murmansk vom Nordpol.

Unser Hotel „Yámanas“ (das sind die indianischen Ureinwohner Feuerlands) hat ein großes Panoramafenster und liegt direkt am Beagle-Kanal. Auf der anderen Seite des Kanals sind die felsigen Berge der unbewohnten chilenischen Insel Navarino zu sehen. Der Himmel ist grau und dunkel mit Wolken verhangen. So stellt man sich Kap Hoorn vor. Aber unser Zimmer ist sehr gemütlich.

Montag, den 12.09.

Von der südlichsten Stadt der Welt brechen wir zu einem Tagesausflug in den großartigen 240 km entfernten Nationalpark Tierra del Fuego auf. Den Namen erhielt dieses Gebiet von Ferdinand Magellan, der 1520 die Verbindung zum Pazifik „entdeckte“ (er wurde eigentlich durch einen schweren 30 Stunden dauernden Sturm in die Bucht gedrückt, die sich in ihrem weiteren Verlauf als Durchfahrt entpuppte). Er sah keine Lebewesen aber aus den vielen Feuern, die er sah schloss er, dass hier „menschliche Kreaturen“ (die Yámanas-Indianer) leben mussten. Wegen der vielen Feuer benannte er das Land „Feuerland“.

Feuerland ist eine herrliche und aus unserer Sicht einsame Landschaft mit klaren Seen, Bergen und kleinen Gletschern. An der Tierwelt kann sich hier jeder Tierfreund satt sehen. Wir haben sogar einen Seelöwen im Rio Lapataia gesehen. Die Natur und die Wildnis scheinen hier unberührt. Ein etwas mulmiges Gefühl hatten wir im Bauch. Wir waren niemals weiter von zu Hause entfernt und sind nun ganz allein in Patagonien am Ende der Welt. Kommt man von hier überhaupt wieder weg?

Von Ushuaia aus machen wir mit einem Katamaran einen Ausflug auf dem Beagle-Kanal. Für hiesige Verhältnisse ist schönes Wetter, trotzdem werden einige Passagiere auf Deck vom Wind regelrecht umgeweht. Wir sehen Seelöwen und Komorane. Der Kanal natürlichen Ursprungs ist 180 km lang und verbindet den Atlantik mit dem Pazifik. Wir sehen den Leuchturm von Jules Vernes Roman „Leuchtturm am Ende der Welt“. Es ist allerdings nicht wirklich der aus dem Roman. Denn der echte (sieht aber genauso aus und steht genauso einsam da) steht auf der Isla de los Estados.

Aber auch Ushuaia, was „Die Bucht, die nach Westen schaut“ bedeutet, ist nicht wirklich der südlichste bewohnte Ort der Welt. Denn das chilenische Port Williams liegt noch geringfügig südlicher, ist allerdings auch nur ein Militärstützpunkt.

Dienstag, den 13.09.

Wir machen mit dem Kleinbus wieder einen Tagesausflug durch andere Gebiete des riesigen Feuerlands. Dabei machen wir Stopps am Lago Fagnano und Lago Escondida, spazieren durch den Wald - hier gibt es übrigens nur Laubwälder - und genießen auf dem Paso Garibaldi die Aussicht auf die Seen und die vom Menschen scheinbar unberührte Landschaft. Wir besichtigen auch eine Hundeschlittenstation.

Nachmittags genießen wir ein letztes Mal das Panorama von Ushuaia und nehmen Abschied von dieser Stadt, die wegen ihrer abgelegenen Lage als die teuerste in Argentinien gilt, und von unserer Reiseleiterin Nadja. Denn da unsere Reisegruppe nur aus vier Personen besteht, werden aus Kostengründen nur örtliche Reiseleiter gebucht.

Nun fliegen wir ab nach El Calafate am Lago Argentino. Wir fliegen in Argentinien immer mit Aerolineas Argentinas mit Flugzeugen des Typs MD-80. Nach unserer Ankunft. Besuchen wir die Estancia El Galpon und sehen uns während des reichhaltigen Abendbrots, bestehend aus Lamm-Asado, ein Folkloreprogramm der Gauchos an. Vorher erfahren wir noch einiges über das Melken von Kühen und die Schafschur. Allerdings wird auch hier spanisch gesprochen. Der Besitzer der für argentinische Verhältnisse kleinen, nur ca. 70000 ha umfassenden Estancia, ist ein lustiger Mann. Wir verstanden uns prächtig obwohl er kein deutsch und ich kein spanisch sprach. Er kannte nur einen deutschen Satz („Bitte eine Pizza!“), ich gar nur ein spanisches Wort, es lautet „Salut“ (zu deutsch: Prost!). Er meinte, das ist hier völlig ausreichend.

Mittwoch, den 14.09.

Heute werden wir einen der Höhepunkte unserer Südamerika-Reise erleben. Wir fahren in den Nationalpark Los Glaciares (UNESCO-Weltnaturerbe) um den atemberaubendsten Gletscher Südamerikas, den Perito-Moreno-Gletscher, zu bestaunen. Mit einer Fläche von rund 20000 km² gehört er zu den größten zusammenhängenden Eismassen nördlich der Antarktis. Der Gletscher ist 30 km lang, 5 km breit und 60 m hoch. Der Anblick der Gletscherlandschaft und des Gletschers ist unbeschreiblich. Ständig kalbt der Gletscher und die schiere Höhe ist überwältigend. Wir fahren mit einem Boot bis an den Gletscher und machen Fotos und filmen. Man kann auch auf dem Gletschern geführte Wanderungen unternehmen. Aber wegen unserem hohen Alter von 47 Jahren werden wir abgewiesen. Das Höchstalter für eine Teilnahme an den Wanderungen beträgt 45 Jahre. Das Bannerbild unter dem Menüpunkt „Urlaub“ zeigt den Perito-Moreno-Gletscher.

Nachdem wir nach El Calafate zurück gekehrt sind, gehen wir zu Fuß durch die Stadt. Wir kommen am Anwesen der argentinischen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner vorbei und wandern zu einer Lagune vor dem riesigen Lago Argentino. Wir spazieren um die Lagune und können wilde Flamingos und andere exotische Vögel, wie den Bandurria - eine Ibis-Art, aus unmittelbarer Nähe beobachten, fotografieren und filmen.

Donnerstag, den 15.09.

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Kleinbus 400 km bis nach Chile. Dabei wird uns nochmals die schier unendliche Weite Patagoniens bewusst. Wir haben klares Wetter und der Blick reicht weit in das Land hinaus. Unter uns fließt ein Rinnsal, die Berge scheinen zum Greifen nah. Aber das Rinnsal ist der mächtige Santa-Cruz-Fluss und die Berge sind 50 km entfernt. Durch die karge und eintönige Landschaft erscheint eben alles klein und nah, denn das Auge findet kaum Landmarken, die zum Größenvergleich dienen könnten.

Auf der chilenischen Seite wird der Bus gewechselt. An den Grenzkontrollen legt man Wert darauf, dass kein Einreisender Obst, insbesondere Äpfel, in das Land bringt. Dafür wird das Gepäck durchleuchtet. Ob man allerdings Drogen oder gefährlichere Dinge dabei hat, interessiert hier niemanden.

Auf unserem Weg in den Nationalpark Torres del Paine begegnen wir Nandus, aber die gibt es ja mittlerweile auch in Deutschland, und Guanacos. Von Weitem sehen wir schon das Paine-Massiv mit seinen bekannten drei Bergspitzen „Drei Türme“ oder auf spanisch „Los Cuernos“. Das Anden-Gebirge ist auf Feuerland und in Patagonien allgegenwärtig. Es liegt immer im Westen des Kontinents außer in Ushuaia, dort liegt es im Süden, da die Anden dort einen Bogen beschreiben. Unsere Fahrt geht vorbei am Sarmiento-See bis wir endlich an unserer Unterkunft in Torres del Paine am Grey-See, in den der Grey-Gletscher mündet, ankommen.

Nach dem wir unser Gepäck im Hotel abgelegt haben, machen wir auf eigene Faust eine lange Wanderung durch das Gebiet am Grey-See. Das Wetter ist nicht besonders schön, es regnet ab und zu. Von weitem sehen wir den Grey-Gletscher, der zum Großen Patagonischen Inlandeis gehört. Er ist 600 km lang. Wir scheinen hier allein zu sein, wir begegnen keiner Menschenseele und selbst in der Hosteria Grey, unserer Unterkunft, ist niemand vom Personal da.

Am Abend trinken wir einen Pisco Sour, das chilenische Nationalgetränk. Außerdem koste ich chilenisches Bier. Es ist in der Abgeschiedenheit der Paine-Cordilliere sehr teuer, schmeckt aber auch für europäschische Gaumen sehr gut.

Freitag, den 16.09.

Morgens geht es mit dem Bus einer anderen spanischen Reisegruppe zum Grey-See. Die Fahrt ist nur kurz, da der See in Sichtweise unserer Unterkunft liegt. Als wir am See angekommen sind, sind wegen des schlechten Wetters außer mir nur drei weitere Gäste zu einer Wanderung an den See bereit. Wir dachten, wir hatten gestern schlechtes Wetter. Heute ist das Wetter dermaßen stürmisch, es regnet stark und es ist kalt, dass man den gestrigen Tag als Schönwettertag verbuchen kann. Nach der Wanderung fährt der Bus wieder zurück ins Hotel, wo die andere Reisegruppe zu Mittag ißt. Laut unserem Reiseverlauf sollten wir seit früh unterwegs sein, deshalb gibt es für uns kein Mittag - wir warten bis 14.00 Uhr. Dann geht es endlich weiter.

Wir fahren durch die Naturschönheiten des Torres-del-Paine-Nationalparks. Er beeindruckt mit seinen von Eis gesäumten Bergmassiven, türkisblauen Seen, wie dem Peohe- und dem Sarmiento-See, und einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt. Der Reiseführer der anderen Reisegruppe spricht leider nur spanisch und manchmal etwas englisch. Wir besichtigen eine riesige Höhle, die Cueva del Milodón, in der ein längst ausgestorbenes Riesenfaultier, das Milodón, lebte. Die Überreste eines dieser Tiere fand man in dieser Höhle. Das Besondere an dem Fund war, dass dort noch Reste des gelblichen Fells vorhanden waren.

Leider haben wir von den Erklärungen unseres Führers nicht viel verstanden, darüber hinaus war das Wetter scheußlich. Am frühen Abend steigen wir in einen Kleinbus und fahren noch 120 km nach Puerto Natales. Dort übernachten wir. Als Pfand für eventuelle von uns verursachte Schäden im Hotelzimmer sollen wir schon mal unsere Kreditkartendaten an der Rezeption hinterlegen. Diesem Ansinnen stimme ich nicht zu, nach langem Gezeter dürfen wir trotzdem unser bereits bezahltes Zimmer belegen. An der Hotelbar trinken wir noch mal ein Glas Pisco Sour, weil das chilenische Nationalgetränk wirklich gut schmeckt. Unser Hotel liegt am „Fjord zur letzten Hoffnung“. Er wurde von einem Seefahrer so benannt, der eigentlich die Magellanstraße befahren wollte. Aber er ist jedes Mal falsch abgebogen, so musste er auch seine letzte Hoffenung fahren lassen.

Sonnabend, den 17.09.

Heute geht es wieder zurück nach El Calafate. Wir fahren 370 km durch das faszinierende chilenische und argentinische Patagonien. Unterwegs machen wir mehrmals Halt zum Filmen und Fotografieren. Es gelingen sogar ein paar Aufnahmen von riesigen Kondoren, die bis zu 10000 Meter hoch fliegen können. Von El Calafate aus fliegen wir weiter in das Paris Südamerikas - nach Buenos Aires. Dort beziehen wir wieder das Hotel, in dem wir bei unserer Ankunft schon gewohnt haben. Zum Abendessen gehen wir in ein echtes Steak-Restaurant, ins La Chacra. Dort esse ich das größte Rindersteak meines Lebens. Bei der Bestellung wusste ich noch nicht, was nun auf mich zukam. Ich bemerkte nur ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht des Kellners. Dann kam das Steak. Zuerst dachte ich, da teilen sich vier Leute ein Menü, denn der Kellner lief an unserem Tisch vorbei. Aber dann kam er zurück und stellte mir die Portion vor die Nase. Es war „La Chacra nach Art des Hauses“. Ein Trupp Junggesellen am Nebentisch schien Wetten darüber anzunehmen, wie viel ich von meiner Portion schaffen würde.

Diese Schadenfreude wollte ich weder den Kellnern, die mich schmunzelnd beobachteten, noch den Junggesellen gönnen. Nach einem Drittel der Portion war ich mir sicher, dass sie zu bewältigen ist (Ja, so muss man mit dieser Portion umgehen!). Mit Mühe und Not habe ich aufgegessen. Es grinste niemand mehr. Als mich sowohl Kellner als auch Junggesellen fragten wie das Essen war, antwortete ich: „A little bit small!“. Die Junggesellen lachten sich halb tot und den Kellner konnte ich nur mit Mühe davon überzeugen, dass das nur ein Scherz war. Er wollte mir sofort eine neue Portion bringen. Vollgegessen gingen wir zum Hotel und anschließend ins Bett.

Sonntag, den 18.09.

Am Vormittag fahren wir in das denkmalgeschützte Stadtviertel San Telmo. Jeden Sonntag findet dort auf der Plaza Dorrego der berühmte Antiquitätenmarkt statt. Es gibt dort allerdings nur Krempel und Plunder, den nur Liebhaber gebrauchen können. Wegen dem Markt werden die Straßen für den Verkehr gesperrt. Mitten in dem bunten Markttreiben tanzen vereinzelt Tangopaare. Diese sind allerdings älteren Semesters und nicht mehr ganz so fit wie die Damen und Herren im El Querandi. Aber diese Lebensart ist nicht schlecht.

Am Nachmittag fahren wir ins Tigre-Delta, vorbei am Rio de la Plata. Dieses Delta gehört zum Rio Paraná. Der Name Tigre (Tiger) beruht auf einem Mißverständnis, denn Tiger gab es in diesem Gebiet nie. Gemeint waren Jaguare. Wir unternehmen eine Bootsfahrt auf einem der über 5000 Wasserarme des 21000 km² großen Deltas. Am Ende fließt alles Wasser aus dem Delta in den Rio de la Plata. Aber so weit fahren wir natürlich nicht.

Auf dem Rückweg nach Buenos Aires fahren wir an den Favelas vorbei. Obwohl dort alle Gebäude illegal errichtet wurden, gibt es dort eine rege Geschäftstätigkeit mit der ein wenig Geld verdient wird. Wir erreichen die Innenstadt und fahren über die mit 140 Metern und 20 Fahrspuren angeblich breitetste Straße der Welt - der Avenida 9 de Julio.

Montag, den 19.09.

Ein weiterer Höherpunkt unserer Südamerika-Reise steht heute bevor. Wir fliegen zu den gigantischen Wasserfällen des Iguaçu. Diese umgangsprachlich „Garganta del Diablo“, zu deutsch „Teufelsrachen“, genannten Wasserfälle stürzen sich aus 80 Metern Höhe in eine unförmige 150 Meter breite und 700 Meter lange Schlucht. Ein Foto der Kataratas del Iguaçu ist im Banner dieser Seite zu sehen. Die Wasserfälle liegen sowohl auf argentinischem als auch auf brasilianischem Gebiet. Wir fahren mit einer Schmalspurbahn an die Wasserfäller auf argentinischer Seite. Das Getöse der Wassermassen ist schon von Weitem zu hören. Vor Ort schwillt es zu einem ohrenbetäubendem Lärm an. Man kann den Lärm kaum ertragen. Aber der Anblick ist ein Naturschauspiel der Superlative! Wir halten uns bis zum Anbruch der Dunkelheit in diesem UNESCO-Weltkulturerbe auf und sehen dabei einige exotische Tiere wie den Nasenbär, einen Craio-Vogel sowie ein Riesenmeerschwein.

Wir übernachten in Foz do Iguaçu auf der brasilianischen Seite. Abgesehen davon, dass in der Duschkabine unseres Hotelzimmers die Anschlüsse für die Duschbeleuchtung blank liegen, ist das Hotel in Ordnung.

Dienstag, den 20.09.

Heute erleben wir das grandiose Schauspiel der Katarakte von der brasilianische Seite aus. Und wir werden durch den Wassernebel wieder klitschnass. Das macht aber nichts, denn in Brasilien ist warmes Wetter. Der größte Teil der Wasserfälle liegt in Argentinien, damit ist der beeindruckendere Panoramablick nur von der brasilianischen Seite oder von oben möglich. Wir wollen die insgesamt 275 Fälle, die auf einer Gesamtlänge von etwa 2,7 km, mit einer Wassermenge von 2300 m³/s bis 3000 m³/s in die Tiefe stürzen auch aus dieser Perspektive erleben und buchen einen Hubschrauberrundflug über die Wasserfälle des Iguaçu. Den Anblick kann man nicht beschreiben, das muss man selbst sehen. Diesen Hubschrauberflug betrachte ich als Höhepunkt unserer Reise. Im Video ist er natürlich zur Erinnerung erhalten.

Am Nachmittag überqueren wir die 50 Meter hohe Brücke über den Rio Paraná nach Ciudat del Este in Paraguay. In der zweitgrößten Stadt Paraguays gehen wir über den Markt. Ich bin wahrhaft tief beeindruckt von dem dortigen Angebot, insbesondere an Elektronikartikeln. Es gibt auf dem Markt einfach alles. Dagegen ist ein Shoppingcenter in Deutschland nur ein Zeitungskiosk. Später erfahre ich von unserem brasilianischen Reiseleiter, dass sich in Ciudat del Este das größte Shoppingcenter Südamerikas befindet. Da wurde mir einiges klar. Ansonsten gibt es in Paraguay viel Armut.

Am Ende des Tages genießen wir noch einmal den Blick über das Dreiländereck Argentinien, Brasilien und Paraguay.

Das Abendessen nehmen wir in einer Churrascaria ein. Dort kann man für einen Festpreis essen so viel man will. In einer Churrascaria gibt es viele Fleischsorten, die meisten stammen vom Rind. Sie werden vom Personal direkt am Tisch von einem Spieß geschnitten. Die Kellner kommen so häufig vorbei, dass selbst der Hungrigste bald aufgibt. Aber das Fleisch, und auch die anderen Speisen, schmecken köstlich. Natürlich kann man auch Meeresfrüchte wie Fisch, Krabben usw. sowie natürlich alles, was man in einem normalen Restaurant bekommt, auch essen. Der Schwerpunkt liegt aber eben auf Fleisch in seiner besonderen „Darreichungsform“.

Mittwoch, den 21.09.

Nach dem Frühstück fahren wir zum Flughafen und brechen auf nach Rio de Janeiro - die Stadt des Sambas. Nach der Ankunft beziehen wir unser wirklich luxuriöses und direkt an der Copacabana gelegenes Hotel. Wir wollen heute noch auf den Corcovado zu der Christus-Statue. Aber bis dahin ist noch etwas Zeit. Diese nutzen wir zum Baden an der Copacabana im 22 °C warmen Wasser. Auf der Südhalbkugel geht jetzt der Winter zu Ende. Für die Einwohner von Rio de Janeiro ist das Wasser deshalb eiskalt, für uns hat es jedoch normale Badetemperatur. Die Wellen der Brandung sind sehr stark und hoch, deshalb ist das Baden ziemlich anstrengend. Wir liegen noch ein paar Minuten in der Sonne und genießen den Blick auf den Zuckerhut. Das Wetter ist mit knapp 30 °C sommerlich warm.

Nun fahren wir mit einer Zahnradbahn, die die Schweizer Eidgenossen gebaut haben, auf den 710 Meter hohen Corcovado. Die Strecke ist nur 3,8 km lang. Die Zahnradbahn hat ein besonderes Antriebssystem. Sie fährt mit Drehstrom und hat dafür zwei Stromabnehmer. Die dritte Phase wird über die Gleise zugeführt. Die Christus-Statue ist 31 m hoch, zuzüglich eines 8 m hohen Sockels, in dem sich eine kleine Kapelle befindet. Die Spannweite der Arme beträgt 28 m. Und wenn wir schon mal bei den technischen Daten sind, die Statue wiegt 1145 t und wurde anlässlich der hundertjährigen Unabhängigkeit von Portugal errichtet.

Nachdem wir den Corcovado ausgiebig besichtigt haben und die Aussicht auf Rio genießen konnten, fahren wir zum Sambadrom. Leider ist kein Karneval. So bleiben uns nur die Karnevalsfilme, die man in den Kostümläden anschauen kann.

Zum Abschluss des Tages statten wir noch dem Fliesenkünstler Selaron einenTreppe von Selaron in Rio Besuch ab. Von ihm wurde ein Kunstwerk geschaffen, das als das größte von einer Einzeperson erschaffene gilt, nämlich eine lange mit Fliesen gestaltete Treppe. Sein Atelier liegt in einer Favela. Normalerweise sollte man sich als Tourist, wegen der Gefahr von Diebstählen und Überfällen dort nicht sehen lassen. Aber unser Führer ist dort aufgewachsen und in der Favela bekannt. In den Favelas gilt das ungeschriebene Gesetz: Den eigenen Bewohnern tut man nichts und bestiehlt sie nicht. Deshalb hatten wir die Möglichkeit, die Treppe von Selaron zu bestaunen.

Donnerstag, den 22. 09.

Wir frühstücken vorzüglich in unserem Hotel. Das Restaurant befindet sich in der 6. Etage. Wir haben uns in dem großzügigen Raum einen Platz an einenem Panoramafenster genommen, von dort haben wir eine unbeschreibliche Sicht auf den Stadtteil Copacabana mit dem legendären Strand.

Anschließend fahren wir mit der Seilbahn auf den berühmten Zuckerhut. Während der Fahrt erinnere ich mich an den Beißer aus dem James-Bond-Film „Moonraker-Streng geheim“, der das Seil der Bahn durchbiss. Einige Teile des Films wurden hier in Rio de Janeiro gedreht. Vom Zuckerhut, der eigentlich aus zwei Bergen, nämlich dem bekannten Zuckerhut und einem vorgelagerten Hügel, besteht, blicken wir auf die Guanabara-Bucht und den Strand Flamenko. Es herrscht schönes Sommerwetter. Darüber hinaus sehen wir die etwa 14 km lange Brücke, die Rio mit dem Arbeiterviertel Niteroy verbindet.

Nachdem wir den Zuckerhut verlassen haben, machen wir eine Stadtrundfahrt. Dabei gehen wir in die Kathedrale von Rio de Janeiro, in der auch Papst Johannes Paul II. gebetet hat und sich als Carioca, also als Einwohner der Stadt, bezeichnete. Die Kirche ist riesig, sie fasst 20000 Menschen. Ihre kegelförmige, aus grauem Beton bestehende Architektur ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Wir gehen jetzt zu Fuß durch die Stadt und trinken einen Kaffee im legendären Café-Haus CC. Die Buchstaben stehen für Christoph Columbus. Das Café wurde 1894 eröffnet und seit dem nicht renoviert oder verändert. Dort lebt wirklich noch der Geist des 19. Jahrhunderts. Unser Spaziergang bzw. unsere Rundfahrt dauert bis zum späten Nachmittag. Wir sehen viele Teile von Rio und gehen über den zentralen Platz der Stadt mit dem Theater und der Bibliothek.

Das Abendbrot essen wir wieder in einer für Brasilien typischen Churrascaria wie schon in Foz do Iguaçu. Hier in Rio gibt es aber die Möglichkeit die Kellner beim Fleischverteilen zu stoppen, indem man einen grünen Bierdeckel umdreht damit seine rote Seite sichtbar wird. Das ist für das Personal das Zeichen, dass man mal die ein oder andere Fleischrunde aussetzen will. Wenn sich alles im Magen etwas gesetzt hat, kann man den Deckel wieder umdrehen. Es schmeckt wieder köstlich und wir essen mehr als für das Sättigungsgefühl nötig wäre. Das Fleisch ist von einzigartiger Qualität.

Freitag, den 23.09.

Nachdem wir wieder ausgezeichnet gefrühstückt haben, spazieren wir allein durch Rio. Wir laufen am Strand von Copacabana entlang bis zum Strand von Ipanema und sehen der brasilianischen Lebensart zu. In Gedanken höre ich das Lied „The Girl From Ipanema“. Das klingt jetzt sentimental, aber das war es für mich auch. Wir kaufen noch zwei CD's mit Bossanova-Musik für die Nachvertonung der Videos.

Heute Abend ist der Zeitpunkt des Abschieds gekommen. Wir fahren in der Dunkelheit zum Flughafen. Als Resümee gilt es festzuhalten: In Südamerika ist vieles anders; die Vögel ziehen nach Norden, Weihnachten ist im Sommer und die Sterne - die sehen hier ganz anders aus.

Sonnabend, den 24.09.

In Frankfurt kommen wir nachmittags mit großer Verspätung an. Von unseren drei alternativen Zugabfahrtszeiten bleibt uns nur noch die letzte. Aber das ist kein Problem; bis der ICE auf freier Strecke stehen bleibt. Die Ursache ist ein liegen gebliebener Güterzug vor uns auf dem Gleis, nach 25 Minuten geht es aber weiter. Mit dem Handy checke ich unseren Anschlußzug, alles im „gelben Bereich“, aber noch schaffbar. Dann steht der ICE wieder auf freier Strecke. Diesmal ist es eine Störung in der Signalanlage. Na ja, Sicherheit geht vor, das ist klar, aber es fährt heute kein Zug mehr nach Hause. Als wir in Nürnberg ankommen, ist unser Anschlußzug weg. Doch die Deutsche Bahn läßt sich nicht lumpen, sie stellt uns ein Taxi für die Fahrt nach Dresden zur Verfügung.

Den Kleinbus teilen wir uns mit vier Studenten. Im Laufe der Fahrt kommen wir ins Gespräch, sie sprechen spanisch und englisch. Als mich einer fragt, wo wir gerade herkommen, sage ich aus dem Urlaub, aus Südamerika. Da sagt er, dass sie Studenten aus Chile sind und ein Semester an der Bergakademie in Freiberg studieren. So ein Zufall, die Studenten freuen sich, dass wir in Chile waren und auch Foz do Iguaçu kennen sie sehr gut. Wir unterhalten uns über Südamerika. Jetzt frage ich sie wo sie denn schon in Deutschland so waren. Sie sind noch nicht lange hier und sie erzählen mir, dass sie einen Tagebau besichtigt haben. Ich frage welchen. Reichwalde, so die Antwort. Was habt ihr besichtigt? Die Förderbrücke. Ich erzähle ihnen, dass ich dort arbeite. Na das ist ja ein Zufall, das ist ja, als wenn man was träumt. Durch unsere gemeinsame Kenntnis der abgelegensten Orte der Welt und die Gespäche darüber, merken wir gar nicht wie schnell die Fahrt vergeht. Wir sind pünktlich, zur selben Zeit wie der verpasste Zug, in Dresden angekommen. Von dort aus fahren wir mit dem Auto weiter nach Hause.